Therapeut und Patient planen gemeinsam eine individuell ausgerichtete psychologische Behandlung bzw. Psychotherapie, die je nach Erfordernis die im Folgenden angeführten Bestandteile umfasst:
Klärung der Therapieziele
Anstelle globaler, unklarer und unrealistischer Therapieziele („Am besten wieder ganz gesund werden und so sein wie früher“) müssen konkrete, erreichbare und überprüfbare Ziele entwickelt werden („Mit den Schmerzen besser umgehen lernen“). Größere Ziele müssen in kleinere Teilziele zerlegt werden, um Erfolgserlebnisse zu garantieren und die Hoffnung auf weitere Veränderungen zu verstärken.
Informationsphase
Die Betroffenen, die gewöhnlich kein Verständnis für die Körper-Seele-Zusammenhänge haben und somit kein plausibles und hilfreiches Störungsmodell kennen, müssen ein adäquates biopsychosoziales Krankheitsverständnis erlangen, um an der Gesundung aktiv mitwirken zu können. Die Erkenntnis, seine Symptome beeinflussen zu können, stärkt das Vertrauen des Patienten in die eigenen Handlungsmöglichkeiten. Durch eine umfassende Aufklärung (Psychoedukation) über alle möglichen Aspekte der jeweiligen Störung soll aus einem „Leidenden“ ein aktiv Handelnder werden, der sein Schicksal selbst in die Hand nimmt und nicht passiv auf rein organmedizinische Interventionen wartet.
Selbstbeobachtungsbögen und Symptomtagebücher
Zur besseren Einsicht in die Zusammenhänge zwischen den aktuellen Symptomen und den eigenen Gefühlen, Denk- und Verhaltensmustern sowie den psychosozialen Lebensbedingungen sollen die Betroffenen Symptombeobachtungsbögen und Symptomtagebücher führen.
Kognitive Therapie
Im Mittelpunkt der kognitiven Verfahren steht die Analyse und Veränderung von Gedanken und Überzeugungen bezüglich der Ursachen, Bewältigungsmöglichkeiten und Folgen von Symptomen. Eine Veränderung der Ursachenzuschreibungen, das heißt eine Umbewertung der jeweiligen Symptome von einem organmedizinischen Erklärungsmodell zu einem psychophysiologischen Störungsmodell, ist von entscheidender Bedeutung für die Mitarbeit des Patienten in der Therapie. Annahmen wie „Gleich falle ich bewusstlos um“ verlieren durch alternative Erklärungen („Meine Nackenmuskulatur ist ganz verspannt“) ihre Angst machende Wirkung. Wichtig ist auch die Erarbeitung eines realistischen Gesundheitsbegriffs. Nach der Erfassung der zentralen Glaubenssätze hinsichtlich Gesundheit sollen adäquatere/realistischere Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit entwickelt werden.
Verhaltensexperimente
Vor allem somatoforme Patienten mit hypochondrischen Tendenzen müssen durch verschiedene Provokationsübungen (z.B. rasche Bewegungen oder Hyperventilation) unbedenkliche Körpermissempfindungen wie etwa Herzrasen, Atemnot oder Schwindel besser tolerieren lernen.
Körpertherapie
Körpertherapeutische Verfahren wie etwa Feldenkrais-Methode, Konzentrative Bewegungstherapie, Bioenergetik, Gestalttherapie oder Physiotherapie ermöglichen eine verbesserte Wahrnehmung und Kontrolle des Körpers.
Entspannungstherapie
Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Biofeedbackverfahren, Selbsthypnose, Imaginationstechniken, Meditation, Atemtechniken und Körperwahrnehmungsübungen ermöglichen mehr innere Ruhe und Entspannung.
Aktivitätsaufbau und Abbau von Schonverhalten
Eine stufenweise Aktivierung soll die körperliche Fitness steigern, das körperliche Selbstbewusstsein stärken und die häufigen Vermeidungsreaktionen vermindern.
Besserer Umgang mit Stress
Ein Stressbewältigungstraining dient der Vorbeugung zukünftiger Überforderungsgefühlen und Resignationstendenzen.
Adäquater Umgang mit Emotionen
Die bessere Wahrnehmung und der adäquate Ausdruck von Gefühlen (z.B. Hilflosigkeit, Lustlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit, Enttäuschung, Wut, Ärger, Ekel, Einsamkeit, Sehnsucht nach Geborgenheit) wird durch ein Emotionstraining eingeübt.
Konfliktorientierte Therapie
Somatoforme Symptome und psychosomatische Störungen im engeren Sinne werden oft durch bestimmte innere Konflikte wie etwa einander widersprechende Wünsche und Bedürfnisse ausgelöst oder verstärkt, sodass durch eine entsprechende Bearbeitung eine Beseitigung des Konfliktdrucks erreicht werden kann.
Traumatherapie
Viele Patientinnen mit somatoformen und psychosomatischen Störungen sind Opfer sexueller und/oder körperlicher Gewalt im Kindes-, Jugend- oder Erwachsenenalter und benötigen eine spezielle Therapie zur besseren Verarbeitung ihrer traumatisierenden Erlebnisse.
Verbesserung der Selbstsicherheit“
Ein soziales Kompetenztraining soll eine bessere Durchsetzungsfähigkeit in Sozialkontakten ermöglichen und das durch die Krankheit häufig beeinträchtigte Selbstwertgefühl wieder aufbauen helfen.
Bewältigung familiärer Probleme (Partner- oder Familientherapie)
Eine familien- oder paarbezogene Therapie kann zentrale Ursachen oder negative Folgen der jeweiligen Störung beseitigen helfen.
Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität
Zielführende Strategien (z.B. verstärkte Beschäftigung mit Hobbys, Aktivierung früherer Interessen, Aufbau eines Freundeskreises) sollen das körperliche und seelische Wohlbefinden erhöhen.
Maßnahmen in Bezug auf den Beruf
Rehabilitative Maßnahmen zur Steigerung der beruflichen Leistungsfähigkeit sollen bei Bedarf den beruflichen Wiedereinstieg erleichtern.
Maßnahmen zur Rückfallprophylaxe
Die Patienten sollen auf eine ausgewogene Lebensführung achten, um eine Rückkehr oder eine Verschlechterung der Symptome zu verhindern.